Foto-Museum Uhingen


Fotohistorische Sammlung G.+ W. Pabst





Herzstücke unserer Sammlung


Unser Museum kann eine ansehnliche Sammlung an unterschiedlichsten Miniaturkameras vorweisen


Als in der Fotografie die leichter zu handhabenden Trockenplatten auftauchten, konnte man auch die Geräte kleiner konstruieren. Und sobald die Empfindlichkeit der Platten so weit gesteigert wurde, dass auch Momentaufnahmen mit kurzen Belichtungszeiten möglich wurden, fing man an, Geräte für die "Geheimfotografie" zu entwickeln, mit denen man unbemerkt Bilder "schießen" konnte.


Eine kleine Auswahl an Miniaturkamesaus

aus unserer Sammlung


Da die Glasplatten immer noch eine erhebliche Größe hatten, machte man sich zunächst einmal daran, die Kamera so gut wie möglich zu tarnen. Da gab es eine Menge Ideen. Man entwickelte Kameras, die sich als Handtaschen oder Bücher tarnten, es wurden Kameras in steife Hüte eingebaut oder als Ferngläser verkleidet.

Ein besonders begehrtes Sammlerstück aus dieser Gattung können wir in unserem Museum zeigen: die "Stirn Geheimkamera", die auch unter dem Namen "Knopflochkamera" bekannt ist. Sie hatte im Inneren eine runde Platte, auf die im Kreis sechs einzelne runde 4 cm große Bilder belichtet werden konnten. Man trug sie unter dem Mantel oder der Jacke und ließ nur das Objektiv durch ein Knopfloch "durchschauen". Ausgelöst wurde dann meist mit einem klassischen Gummiball am Schlauch, mit dem man dann von der Mantel- oder Hosentasche aus das Bild auslösen konnte.


Die Stirn-Geheimkamera, eine sogenannte

Knopflochkamera, erstmals vorgestellt 1885


Ein deutscher Einwanderer namens Stirn stellte die Kamera 1885 in New York vor. Sein Bruder in Berlin baute dann in Lizenz eine deutsche Version. Heute sind es sehr begehrte Sammlerstücke, für die ein vierstelliger €-Betrag gezahlt werden muss.

Mit der Einführung des Rollfilmes (1892 durch Eastman KODAK), der auf die verschiedensten Breiten zugeschnitten werden konnte, war es dann möglich, "Geheimkameras" sehr viel kleiner zu konstruieren und schon wenige Jahre später tauchten die ersten Miniaturkameras auf. Besonders erfolgreich und originell war die EXPO Kamera, die einer Taschenuhr täuschend ähnlich sieht.


Die EXPO Kamera, einer Taschenuhr nachempfunden

und sehr beliebt bei Detektiven. Ein sehr gefragtes Sammlerstück


Und so funktionierte die EXPO: Durch die "Achse" des Einstellknopfes konnte man fotografieren. Damit die Kamera wie eine Uhr aussah, hatte der Objektivdeckel die Form eines Drehknopfes. Innen wurde eine Kasette für 25 Bilder in einem ziemlich großen Format von 16 x 22 mm verbaut. Ohne Sucher musste man das zu fotografierende Objekt nach Gefühl anvisieren. Auch diese Kamera ist unter Sammlern heute sehr gefragt.

1938 konstruierte Walter Zapp in Lettland ein kleines Meisterwerk, die weltberühmte Minox, die zunächst in Riga gebaut wurde und nach dem Krieg eine neue Heimat in Wetzlar fand. Die Minox wurde zum Inbegriff der Taschenkamera, die von den Ausmaßen einem Füllfederhalter glich und mit ihrem winzigen Format von 9 x 11 mm noch brauchbare Bilder machte. Sie wurde über Jahrzehnte gebaut und weiterentwickelt. Unter anderem erhielt sie später noch einen Belichtungsmesser.Sie galt als perfekte Spionagekamera, und in vielen Filmen konnte man den Spion beobachten, wie er geheime Dokumente aufnimmt.


Die legendäre Minox, der Inbegriff der Spionagekamera.

Bekannt auch aus vielen Agentenfilmen.

Bei uns finden sie ein Exemplar in perfektem Zustand.


In den frühen Nachkriegsjahren wurde die Steineck ABC vorgestellt, eine Minikamera in Form einer Armbanduhr (ABC = ArmBandCamera). Entwickelt von einem Herrn Dr. Steineck, ein absolutes Genie, aber auch ein Betrüger und perfekter Hochstapler - selbst sein Doktortitel war sehr zweifelhaft.. Nach einem kapitalen betrügerischen Konkurs setzte er sich letzendlich in die Schweiz ab. Die Steineck ABC verschwand vom Markt.


Auch das gab es - eine Minikamera getarnt als Armbanduhr. Heute nur noch schwer zu finden


In der Schweiz wurde Steineck als Konstrukteur wieder aktiv und versuchte mit Partnern , seine neuste Entwicklung, eine Minikamera namens Tessina (man war ja in der Schweiz) zu realisieren. Letztendlich wurden die Partner aber von Steineck hintergangen.

Erst mit Hilfe des deutschen Konstrukteurs Paul Nagel, der Bruder von August Nagel (siehe Kodak Retina), konnte die wirklich geniale Konstruktion gebrauchsfähig gemacht und 1960 vorgestellt werden.


Die berühmte Tessina. Kleinste Kamera für einen 35 mm Film. Wurde u.a. beim Watergate-Skandal und von Günter Guillaume, dem Spion an Willy Brandts Seite, eingesetzt.


Das Ergebnis ist die kleinste Kamera, die herkömmlichen 35 mm Film benutzt - in Spezialkassetten , die man selbst füllen kann. In dem winzigen Körper befindet sich tatsächlich eine vollwertige zweiäugige Reflexkamera (wie eine Rolleiflex). Sie steckt auch sonst noch voll weiterer Feinheiten wie einem Federwerkmotor, der bis zu 8 Bilder nacheinander schießen konnte. Später konnte man noch einen gekuppelten Belichtungsmesser aufstecken (wie in unsererm Museum zu sehen). Sie hatte noch eine Menge Zubehör, darunter auch (natürlich) ein Lederarmband, mit dem sie wie eine Uhr getragen werden konnte. Insgesamt hatte sie einfach alles, was eine hochwertige Kamera der damaligen Zeit ausmachte. Jetzt hatte man wirklich eine richtige Spionagekamera, denn wenn man damit ein Dokument aufnahm, konnte man dieses dank des großen Bildes von 18 x 21 mm im Gegensatz zur Minox auch tatsächlich lesen (der Kleinbildfilm wurde also nicht vollständig genutzt).

Die Stasi hat die Kamera geliebt und über den Interzonenhandel viele Kameras bezogen, aber auch im Westen gab es prominente Anwendungen, die Teil der Weltgeschichte waren. So wurde beim berüchtigten Watergate-Skandal 1972 eine Tessina benutzt, und der Spion und persönliche  Kanzlerreferent Günter Guillaume, der 1974 Willy Brandt zu Fall brachte, verwendete ebenfalls diese Minikamera. Gebaut wurde die Tessina ab 1960 über fast drei Jahrzehnte. Die Sammler lieben das kleine Schweizer Wunderwerk uneingeschränkt bis heute.

Bei uns kann man ein besonders gut erhaltenes Exemplar der legendären Tessina bestaunen.