Foto-Museum Uhingen


Fotohistorische Sammlung G.+ W. Pabst





Vortrag und Führung zum Thema

"Aufstieg und Niedergang der Firma Kodak"

 


In den Sommerferien werden im Kreis Göppingen von der Südwestpresse eine größere Anzahl von Veranstaltungen unter dem Motto "Sommer der VerFührungen" angeboten. Das Foto-Museum Uhingen beteiligt sich immer mit einem besonderen Thema an dieser Veranstaltungsreihe. Am 30.08.17 lud Jost Simon, Mitglied der Fotoschwaben, zu einem Vortrag und anschließender Führung zum Thema "Aufstieg und Niedergang der Firma Kodak" ein mit dem besonderen Schwerpunkt zur Geschichte von Kodak in Stuttgart Wangen.


Jost Simon von den Fotoschwaben erklärt

den Zuhörern die Besonderheiten einer historischen

Kodak-Kamera aus unserer Austellung


25 Teilnehmer waren fasziniert von den Ausführungen von Jost Simon,  hatte er doch viele hochinteressante Hintergrundgeschichten aus der Historie von Kondak zu erzählen, die selbst langjährige Kodakmitarbeiter, die sich auch im Teilnehmerkreis befanden, noch nie gehört hatten.

Besonders die herausragenden Entwicklungen der Mitarbeiter bei Kodak in Stuttgart-Wangen, die zum großen Teil Weltruhm erlangten und den Ruf von Kodak als innovativen Fotopionier mitbegründeten, wurden bei dieser Veranstaltung gebührend herausgestellt.


Die Kodak Retina aus Stuttgart-Wangen von 1934,

ein Meilenstein in der Kameratechnik


Natürlich wurde unsere Veranstaltung in unserer lokalen Tageszeitung entsprechend gewürdigt. Werner Schmid von der NWZ verfasste einen ausführlichen Bericht, der am 05.09.17 veröffentlicht wurde. Trotz kleinerer Fehler, die dem Autor unterlaufen sind, ist der Bericht auf jeden Fall lesenswert.

 

Sehen Sie hier den Abdruck des Presseberichtes.




Zeitungsartikel  in der NWZ vom 05. Sept. 2017


Autor: WERNER SCHMIDT , 05.09.2017

 

 

Kenner spricht über Aufstieg und Fall der Firma Kodak

 

Uhingen:Bis Kodak nach Stuttgart kam, war es ein verschlungener Pfad, den Jost Simon von der fotohistorischen Sammlung Uhingen kürzlich rund zwei Dutzend Fotoenthusiasten darlegte.

Jost Simon vom Fotomuseum zeigt die frühe Variante einer Digitalkamera, die als Gemeinschaftswerk von Nikon und Kodak Ende der 90er Jahre auf den Markt kam.

Fotograf: WERNER SCHMIDT

 

Kodak war einst ein Begriff für alle, die fotografierten. Mehr als 100 Jahre lieferte Kodak Filme sowie Kameras und war maßgeblich an der Entwicklung der Foto- und Filmtechnik beteiligt. Ohne Kodak gäbe es den Kleinbildfilm in der Blechpatrone nicht, wie er fast ein Jahrhundert lang in der Fotografie Standard war. Erfunden hat dies Kodak in Stuttgart.

 

Das Revolutionäre an dieser Art von Film war, dass diese damals noch Kassette genannte Filmpatrone in alle gängigen Fotoapparate passte. Den Rollfilm hatte George Eastmann, der Gründer von Kodak, Mitte der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts erfunden. Die Fotografie revolutionierte er mit dem Slogan: „Sie drücken auf den Knopf, wir erledigen den Rest.“ Was in Amerika dazu führte, dass sein Fotoapparat mit Film einen Siegeszug antrat. Die Leute mussten nur noch fotografieren, anschließend die Kamera einschicken. Bei Kodak wurde der Film entwickelt, die Abzüge angefertigt, die Kamera mit einem frischen Film versehen und zurückgeschickt.

Dieser auch finanziell erfolgreiche Schachzug trug den Namen und die Firma in alle Welt. Bis Kodak allerdings nach Stuttgart kam, war es ein verschlungener Pfad, den Jost Simon von der fotohistorischen Sammlung Uhingen kürzlich rund zwei Dutzend Fotoenthusiasten darlegte. Sie alle wollten sich über Aufstieg und Niedergang der Firma Kodak informieren. Darunter waren auch einige einstige „Kodakianer“ wie Adolf Moll. Er war früher Abteilungsleiter bei Kodak. Gerhard Bender wiederum berichtet, als Kind habe er von seinem Kinderzimmer aus auf das Kodak-Werk schauen können. Und sein erster Fotoapparat sei eine Retinette 1a gewesen, die er sich 1963 als 14-Jähriger vom ersten, in den Schulferien verdienten, Geld gekauft habe.

Die Retinette war sozusagen die kleine Schwester der Kodak Retina, einem Erfolgsmodell, das von 1934 bis 1969 vom Kamerawerk Nagel in Stuttgart produziert worden ist. Die Retina gilt als Meilenstein in der Geschichte der Fotoapparate.

 

Das Kamerawerk Nagel war 1908 von August Nagel aus Pfrondorf bei Tübingen und einem Schulfreund als Firma Drexler und Nagel in Stuttgart gründet worden. Ende der 20er Jahre fusionierten sie mit Kodak.

 

Die in Stuttgart produzierte Retina, davon ist Jost Simon überzeugt, war der Fotoapparat, den der Neuseeländer Edmund Hillary 1953 mit auf den Mount Everest nahm und mit dem er seinen Sherpa Tenzing Norgay abgelichtet haben soll. Kodak warb später mit diesem Foto für den Fotoapparat. „Die erste Kamera auf dem Mount Everest war eine Kodak!“ Da ist sich Jost Simon sehr sicher. Mit der Retina begann auch der Siegeszug der Kleinbildkamera, auch wenn später andere Hersteller diese Entwicklung anführten.

 

Im Profi-Bereich zum Beispiel Canon. Der Kamerahersteller zog in den vergangenen Jahrzehnten gleichauf mit Nikon, die viele Jahre den Profimarkt dominiert hatten. Und sogar mit Kodak gemeinsam in den 90er Jahren des
20. Jahrhunderts die ersten technischen Fußstapfen in der digitalen Fotografie hinterlassen haben.

 

Dabei wurden umgebaute analoge Fotoapparate mit einem überdimensionalen Zusatzgerät ausgestattet, um die Bilder digitalisiert speichern zu können. Speicherkarten in der heute bekannten Kapazität und Größe waren damals so unvorstellbar wie zu Zeiten von Louis Daguerre der Kleinbildfilm. Immerhin hat Daguerre mit seinem Verfahren die Grundlagen zur positiven Darstellung von Fotos gelegt. Der Brite William Fox Talbot entwickelte fast zeitgleich ein Verfahren, aus negativen Fotos positive Abzüge zu erstellen, das in seinen Grundlagen bis zur Ablösung durch die digitale Fotografie in den 90er Jahren Bestand hatte. Die Entwicklung der digitalen Fotografie schritt von diesem Jahrzehnt an mit Sieben-Meilen-Stiefeln voran – und Kodak scheiterte daran. „Kodak war wohl hauptsächlich an Produktion und Verkauf von Filmmaterial interessiert“, mutmaßte Jost Simon.

 

Schon 2005 stellte die Firma die Produktion von schwarz-weiß Fotopapier ein und begründete diesen Schritt mit der zunehmenden Digitalisierung der Fotografie. 2012 beendete die Firma auch die Produktion von Digitalkameras und digitalen Bilderrahmen, nachdem sie einen Insolvenzantrag gestellt hatte. In den Jahren zuvor war die Belegschaft von weltweit 60 000 Mitarbeitern um 25 Prozent reduziert worden.

 

Aus dem früheren Kodak-Areal ist heute der „Bürocampus Stuttgart-Wangen“ mit etwa 30 Firmen und mehr als 1000 Beschäftigten geworden.

 

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